
Die Sexualpädagogik ist seit vielen Jahren eine wichtige Aufgabe der
Beratungsstellen für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität (Fapla). In über hundert Einsätzen jährlich erhalten mehr als 700 Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Möglichkeit, sich mit den vielfältigen Themen der Sexualität auseinander zu setzen und über das Beratungsangebot der Fapla informiert zu werden.
Die Sexualpädagogik beinhaltet den Unterricht an Mittelstufen, Oberstufen und weiterführenden Schulen, heilpädagogischen Einrichtungen und Berufsschulen, so wie auch Workshops an Institutionen für erwachsene Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Als Sexualpädagogin führe ich Elternabende, Fachreferate und Fachberatungen durch, gebe Workshops für Migrantinnen und Migranten und schule
Fachpersonen aus dem Sozial- und Bildungsbereich.
Sexualpädagogik ermöglicht Heranwachsenden einen wertschätzenden und
selbstbestimmten Umgang mit Sexualität und sexueller Gesundheit. Kinder und Jugendliche haben zudem das Recht auf altersentsprechende Information und Wissen (IPPF 2006).
Nicht alle Kinder und Jugendlichen werden zuhause aufgeklärt, zudem ist es für Heranwachsende ab einem gewissen Alter eher peinlich, mit den Eltern über Sexualität zu sprechen, genauso wie es oft auch für Eltern schwierig ist, das Thema anzuschneiden. Ergänzend zum Elternhaus ist die Sexualpädagogik deshalb ein wichtiger Pfeiler in der Sexualerziehung.
Aus Studien weiss man, dass sich Jugendliche ihre Infos aus sozialen Medien, dem Internet und aus Gesprächen mit Gleichaltrigen holen (Bodmer, 2009). Auch wenn die meisten Jugendlichen angeben, über vieles Bescheid zu wissen, fehlt oft die persönliche Erfahrung oder die Informationen sind nicht vollständig. So entstehen Mythen und Halbwissen. Jungen Erwachsenen ist es deshalb ein grosses Anliegen,
über Sexualität offen sprechen zu können und korrekte Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Als Sexualpädagogin schaffe ich einen vertrauensvollen Rahmen, in dem auch „peinliche“ oder schambesetzte Themen Platz haben.
Sexualität wird heute im Idealfall auf der Basis von gegenseitigem Respekt und einem wertschätzenden Umgang zwischen zwei Menschen gelebt. Dieses Aushandeln auf gleichwertiger Ebene setzt hohe soziale Kompetenzen voraus und ist auch für viele Erwachsene keine leichte Aufgabe. Jugendliche müssen diese Kompetenzen einüben und erlernen, dazu benötigen sie Begleitung, Informationen und Wissen.
Sexualpädagogik bildet das Fundament für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Sexualität und berührt sowohl die Sach- wie auch die Gefühlsebene und ist somit Kopf- und Herzensbildung.
Nadia Lehnhard, MAS Sexuelle Gesundheit in Bildung und Beratung
Beratungsstelle für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität, St.Gallen
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